Volkstrauertag: Bewegende Worte in der Abteikirche – NRW gedenkt in Marienmünster der Opfer von Krieg und Gewalt

Quelle: Greta Wiedemeier Westfalenblatt

MARIENMÜNSTER

Zum ersten Mal ist die zentrale Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag des Landes NRW im Kreis Höxter abgehalten worden. Zahlreiche Politiker, Bürger und auch Schüler versammelten sich zu diesem Anlass am Samstag in Marienmünster.

Der Volkstrauertag wird stets zwei Wochen vor dem ersten Advent ausgerufen. Bereits einen Tag zuvor findet die zentrale Gedenkstunde des Landtags, der Landesregierung und des Landesverbands des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge statt.

Landtagspräsident André Kuper verdeutlichte in seinen einleitenden Worten die Relevanz dieser Gelegenheit des Innehaltens: „Morgen ist Volkstrauertag. So steht es bei uns allen hier im Amtskalender. Aber steht dieser Tag auch im Kalender unserer Herzen? Weiß die Jugend in unserem Land von diesem Tag? Von seiner Geschichte und von seinem Bedeutungswandel?“

Die Anzahl der Menschen, die sich in der Abteikirche versammelt hatten, zeigte: Der Kreis Höxter weiß davon. Etwa 400 Besucher versammelten sich zur Gedenkstunde, darunter auch einige Jugendliche. Schülerinnen und Schüler des Abiturjahrgangs der Gesamtschule Brakel brachten den Zuhörenden die Gefühlswelt der Soldaten nahe, indem sie alte Feldpostbriefe verlasen. Es waren bewegende Worte, die die Abteikirche erfüllten.

 

Gesamtschüler verlesen Soldatenworte

 

„Für viele Familien blieben sie die letzte Verbindung zu vermissten oder gefallenen Angehörigen und halfen, den Verlust zu verarbeiten“, erläuterte Schülerin Hülya Erdem.

„Und die Vergangenheit ist nicht vergangen. Die Geschichte wiederholt sich“, stellte ihr Mitschüler Niklas Ziegler betroffen mit Blick auf vergangene Deportationen von Juden aus dem Kreis Höxter fest. Heute seien es ukrainische Kinder, die in russische Gebiete deportiert und in „Umerziehungslager“ verbracht würden.

„Die Geschichte ist die beste Lehrerin – allerdings mit den unaufmerksamsten Schülerinnen und Schülern“, stellte auch Ina Scharrenbach, Heimatministerin des Landes NRW, in ihrer Gedenkrede heraus. Sie wünsche sich, dass die Menschen hinhören; und aufpassen auf Demokratie, Zusammenleben, Frieden und Freiheit.

 

Krieg ist heute wieder hochaktuell

 

Die Kriege in der Ukraine und in Nahost waren während der Gedenkveranstaltung immer wieder von großer Bedeutung. „Und dennoch hoffen wir, dass Friede ausbricht für alle Menschen, weil Gott sie liebt und Frieden und Gerechtigkeit will“, sagte Domkapitular Monsignore Andreas Kurte. Für eine feierlich angemessene Atmosphäre sorgten Hans Hermann Jansen an der Orgel, Holger Darabas an der Trompete, das Ensemble „AllerLand“ sowie die Vereinigten Chöre von Marienmünster.

Bereits vor der offiziellen Gedenkstunde hatten sich die Ehrengäste um Ministerin Ina Scharrenbach, Landtagspräsident André Kuper, Thomas Kutschaty als Landesvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und Brigade-General Hans-Dieter Müller (Landeskommando NRW) am Ehrenmal in Bredenborn zur Kranzniederlegung eingefunden.

Beim anschließendem Empfang der Ehrengäste in der Reisescheune an der Abtei gab Marienmünsters Bürgermeister Josef Suermann den weit Angereisten einen Einblick in die Geschichte der kleinsten Kommune Ostwestfalen-Lippes. Scharrenbach, Kuper, Kutschaty und Müller trugen sich auch in das Goldene Buch der Stadt ein.

 

Aus Trauer entspringt der Auftrag zum Frieden

 

Doch es wurde an diesem Tag nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft geblickt. Die Trauer, die mit dem alljährlichen Gedenktag verbunden ist, hat laut Landtagspräsident Kuper nämlich einen ganz besonderen Auftrag: den Auftrag zum Frieden. Kuper: „Es kann keinen Frieden ohne Freiheit geben. Und das verstehen auch unsere Kinder. Es ist an uns, diesem Tag sein Recht in unseren Kalendern einzuräumen.“