Schulgemeinschaftsfahrt 2025

Schulgemeinschaftsfahrt der Gesamtschule Brakel

nach Ausschwitz-Birkenau und Krakau

Vom 05.06. bis zum 10.06.2025 fand zum ersten Mal an der Gesamtschule Brakel eine Studienreise nach Auschwitz-Birkenau und Krakau statt. Geplant und durchgeführt wurde diese Studienfahrt als gemeinsame freiwillige Veranstaltung sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer.

Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, das ca. 60 km westlich von Krakau in Polen liegt und bis heute in großen Teilen erhalten ist, war das größte nationalsozialistische Vernichtungslager. Es wurde 1940 auf Befehl von Heinrich Himmler zunächst als Arbeitslager errichtet und diente ab 1941 als Vernichtungslager, in dem etwa 1,1 Millionen Menschen in den Gaskammern, durch Misshandlungen, medizinische Versuche oder Zwangsarbeit ermordet wurden. Auschwitz wurde zum Symbol für den größten Völkermord in der Geschichte der Menschheit, der je erdacht und verwirklicht wurde.

Lagertor im Stammlager

Eingebettet war die Schulgemeinschaftsfahrt in die UK-Kurse „Vergangenheit=Zukunft?!“ und „Geschichtswerkstatt Stolpersteine“ sowie einen Workshop, in dem die Schülerinnen und Schüler auf das Thema „Begegnung mit Auschwitz – Aussprechen, wofür es keine Worte gibt“ von ihren Lehrerinnen Eileen Bachmann-Meseck und Carmen Daldrup vorbereitet wurden.

Nach der Ankunft im heutigen Oświęcim bezog die Gruppe ihr Quartier im Zentrum für Dialog und Gebet. Zunächst besichtigten die Teilnehmenden das nahe gelegene Stammlager Auschwitz in einer kommentierten Führung und reflektierten später in einem Auswertungsgespräch die Eindrücke und Erfahrungen mit Blick auf die eigene Zukunft. Keiner der Teilnehmenden wird den erschütternden Anblick von persönlichen Gegenständen und den Mengen an Schuhen, Koffern und Brillen der Häftlinge vergessen können.

Gedenkfeier der Teilnehmer*innen der Schulgemeinschaftsfahrt am Mahnmal in Birkenau

Am zweiten Tag in Oświęcim besuchte die Gruppe das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Wie schon am Tag zuvor bei der Führung durch das Stammlager war den ernsten Gesichtern aller Beteiligten die große Betroffenheit angesichts der ungeheuren Dimension und der grausamen Brutalität, mit der der Massenmord durchgeführt wurde, anzusehen.

Am Nachmittag des gleichen Tages hatten die Teilnehmenden nach einer Reflexion die Möglichkeit an verschiedenen Vertiefungsangeboten teilzunehmen. Angeboten wurden beispielsweise eine Schreibwerkstatt, eine kreative Auseinandersetzung in Form von Zeichnungen, Recherchen zu Opfer- und Täterbiografien sowie das Thema „Kinder über den Holocaust“. Nach dem Abendessen präsentierten die Teilnehmenden ihre vielfältigen tiefgründigen Arbeiten.

Am dritten Tag besuchten die Teilnehmenden in Kleingruppen verschiedene Vertiefungsangebote. Zum einen stand das Thema „Jüdisches Leben in Oświęcim“ auf dem Programm. Nach einer Stadtführung lernten die Mitfahrenden die Synagoge mit angeschlossenem Museum kennen und gewannen Einblicke in die Geschichte, Kultur und Religion der jüdischen Gemeinde in Oświęcim. Des Weiteren hörten die Gruppen einen interessanten Vortrag von Jan Kaplon, dem Kunsthistoriker und Kurator der Kunstsammlung der Gedenkstätte, über die Bedeutung der Kunst im Lager. Erläutert wurden zum einen die Kunstwerke der Häftlinge, die im Auftrag der SS angefertigt wurden, zum anderen die Kunst, die von den Häftlingen heimlich und illegal unter großen Gefahren erschaffen wurde, und zuletzt die Kunstwerke, die nach 1945 durch ehemalige Häftlinge entstand. Die Objekte werden von den Restauratoren und Kuratoren weniger als Kunst, sondern als wichtige Dokumente und Zeugnisse für zukünftige Generationen betrachtet. Außerdem wurde die außerordentlich eindrückliche Kunstausstellung in Harmeze besichtigt, die der ehemalige Häftling Marian Kolodzieja unter dem Titel „Labyrinthe“ nach Ende des Krieges zur Verarbeitung seiner traumatischen Erfahrungen in Birkenau schuf. Alternativ bestand die Möglichkeit, sich mit dem Schwerpunkt „Sklaven der Gaskammern“ zu beschäftigen, welcher die Sonderkommandos in Birkenau thematisierte. In diesen Arbeitskommandos wurden KZ-Häftlinge in Auschwitz-Birkenau dazu gezwungen, an den Öfen zu arbeiten und die Leichen der Opfer unter Aufsicht der SS zu verbrennen.

Am späten Nachmittag des dritten Tages der Studienreise ging es weiter nach Krakau, Polens heimlicher Hauptstadt. Bei einem Essen in einem jüdischen Restaurant im Kazimierz, dem jüdischen Viertel Krakaus, und einem Klezmer-Konzert endete der Tag offiziell. Einige nutzten die lauen Abendtemperaturen, um den Marktplatz bei Nacht zu besuchen.

Staatliches Museum Ausschwitz

Am Morgen des letzten Tages fand ein berührendes Zeitzeugengespräch mit der Holocaust-Überlebenden Monika Goldwasser statt. Die heute 84-Jährige kam 1941 als Kind jüdischer Eltern in einer Kleinstadt in der Nähe von Krakau zur Welt. Um das Leben ihrer Tochter zu schützen, nahm Monikas Mutter am Tag der Deportation statt ihrer Tochter eine Puppe mit Kinderkleidung im Arm mit in das Ghetto von Skawina, wo sie wahrscheinlich mit Monikas Vater und weiteren Verwandten bei einer Massenerschießung getötet wurde. Monika hatten sie zunächst bei einer Bauernfamilie versteckt, später wurde sie aus einem Waisenhaus von ihren polnischen Adoptiveltern gerettet und konnte so den Massenmord der Nationalsozialisten überleben. Monika Goldwasser berichtete den Anwesenden auf eindringliche Weise ihre Geschichte von Leid und Verlust. Zugleich machte sie im anschließenden Gespräch deutlich, dass sie es heute als ihre Mission begreift, über die Gräueltaten der Nationalsozialisten zu berichten und aufzuklären. Das Gespräch mit der Zeitzeugin gab der Reise etwas ganz Einmaliges. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Überlebenden wird es zukünftig kaum noch möglich sein, solche Gespräche zu führen.

Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte der Gesamtschule Brakel mit der Holocaust-Überlebenden Monika Goldwasser im jüdischen Museum Galicja in Krakau

Am Nachmittag hatten alle Mitreisenden erst einmal die Gelegenheit das wunderschöne Krakau, heute Weltkulturerbe der UNESCO, mithilfe einer digitalen Stadtrallye auf eigene Faust zu erkunden und auch etwas durchzuatmen. Die Gruppe entdeckte das jüdische Viertel Kazimierz mit den erhaltenen Synagogen, dem jüdischen Friedhof und dem jüdischen Kulturzentrum, das Stadtviertel Podgorze, in dem sich das Ghetto befand, sowie die belebte Innenstadt von Krakau rund um die Tuchhallen auf dem Marktplatz.

Sicherlich sind die Eindrücke bei jedem Teilnehmer individuell sehr verschieden. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie mit großem Respekt und großer Empathie diesem Ort begegnet sind und dass die Bilder und die gehörten Geschichten in den Köpfen noch lange nachwirken werden.

Möglich wurde diese Fahrt unter anderem auch deshalb, weil sie von zahlreichen Fördergeldgebern unterstützt wurde. Namentlich sind dies die Stätte der Begegnung in Vlotho, die IBB gGmbH, das Programm „Jugend erinnert“, KJP des Bundes, die Vereinigte Volksbank Brakel, die Verbund Volksbank Brakel, das Erzbistum Paderborn, der Heimat- und Museumsverein Brakel, der Förderverein der Gesamtschule Brakel, Alessa Kaiser, die Axel-Springer-Stiftung und ihr Geschäftsführer Dr. Erik Lindner sowie die Sanddorf-Stiftung und ihre Geschäftsführerin Birgit Hahn. Wir möchten allen Fördernden unseren herzlichen Dank aussprechen!

Fotos/ Text: J. Auffenberg, C. Daldrup/ GEB