Pogromnacht 1938 – Gedenkfeier mitgestaltet

"Der Klang der Stolpersteine"

Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Brakel gestalten bewegende Gedenkfeier am Schoppenstiel

Anlässlich des Jahrestags der Pogromnacht vom 9. November 1938 gestalteten Schülerinnen und Schüler der Q1, sowie des Kurses „Darstellen und Gestalten“ des 9. Jahrgangs, eine eindrucksvolle Gedenkveranstaltung am Schoppenstiel in Brakel. An der Station Schoppenstiel sind die Stolpersteine im Gedenken an die aus Brakel vertriebene Familie Hakesberg im Straßenpflaster eingelassen.

In ihren Texten und szenischen Darstellungen setzten sie sich intensiv mit der Bedeutung des Erinnerns an die nationalsozialistischen Verbrechen auseinander. Dabei wurde deutlich, wie wichtig das kollektive Gedenken für unsere heutige Gesellschaft und insbesondere für die Gestaltung einer verantwortungsvollen Zukunft ist.

Die Beiträge der Schülerinnen und Schüler berührten das Publikum tief und regten zum Nachdenken an. Für ihre engagierte und nachdrücklich vorgetragene Präsentation erhielten sie großen Applaus und Anerkennung.

Klanginstallation und Poetry Slam

Den nachfolgenden Text haben unsere Schülerinnen und Schüler selbst verfasst und, untermalt von einer Klanginstallation, vorgetragen:

Der 9.11.1938.

Die Pogromnacht.

Manche nennen sie auch: „Kristallnacht“.

Klingt fast schön, nicht wahr?

Wie ein Funkeln am Himmel …

Wie ein Schimmern im Mondlicht …

So friedlich und klar???

Doch wir wissen es besser!

Wir erkennen: Das Schimmern war getränkt mit Blut.

Denn dieser Begriff ist nichts weiter als ein Euphemismus.

Ein beschönigendes Wort

verwendet von Mördern.

Von den Nationalsozialisten.

Refrain (unterlegt mit Tonspur “Hämmern”, dazu formten die Schüler*innen ein Standbild):

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938

wurde die Schwelle überschritten-

von Ausgrenzung und Diskriminierung

hin zur systematischen Gewalt.

Diese Nacht ist der Auftakt zum größten Menschheitsverbrechen,

das je von Menschen geplant und begangen wurde.

Mehr als eintausend Menschen wurde das Leben genommen,

mehr als 30000 jüdische Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt.

Synagogen wurden in Brand gesetzt,

Geschäfte geplündert,

Fensterscheiben eingeschlagen,

bis all die Scherben im Licht des Mondes funkelten.

Ein Sinnbild für Zerstörung. Für Hass!

Refrain (unterlegt mit Tonspur “Hämmern”, dazu formten die Schüler*innen ein Standbild):

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Der 9.11.1938.

Die Pogromnacht.

Das Ereignis, welches die anderen neunten November –

diese anderen besonderen Daten der deutschen Geschichte –

in den Schatten stellt:

wie den Mauerfall und die Wiedervereinigung Deutschlands.

Denn dort, wo wir heute über Stolpersteine gehen,

wie hier in Brakel über diese Steine,

wo einst Mitbürger*innen ausgegrenzt, entrechtet und verfolgt,

wo ganze Familien zusammengetrieben und deportiert wurden,

dort wurde damals jüdisches Leben für immer ausgehaucht.

Eine Erinnerung an die Gräueltaten,

die heut’ – auch aus der sogenannten Mitte –

vergessen und geleugnet werd’n.

Ob von rechts oder links,

ob öffentlich sichtbar bei TikTok, Instagram und Co,

mit schier unglaublich hasserfüllten Kommentaren,

gewaltverherrlichend, strafbar.

Und doch bleibt vieles folgenlos.

Niemand wird zur Rechenschaft gezogen.

Refrain (unterlegt mit Tonspur “Hämmern”, dazu formten die Schüler*innen ein Standbild):

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Antisemitismus nimmt wieder zu.

Das Feindbild Jude ist aktuell wie nie.

Israels Vorgehen in Gaza-

so umstritten es sein mag-

ist kein Freifahrtschein für Judenhass,

Denn die Geschichte lehrt uns eins:

Nie wieder – ist jetzt!

Nie wieder – ist jetzt!

Wenn wieder Minderheiten zu schrecklichen Feindbildern gemacht werden,

Wenn wieder Vorurteile, Hass und Hetze die Oberhand gewinnen,

Wenn wieder antidemokratische Parteien an Stimmen gewinnen,

Wenn wieder eine schweigende Mehrheit nur zusieht,

als hätten wir nichts gelernt,

weil alle nur in ihrer eigenen Welt leben,

gar nicht erst zuhören,

aus Bequemlichkeit, aus Gleichgültigkeit.

Dann müssen wir unsere Mitmenschen aufklären,

dann müssen wir unsere Stimme für die Demokratie erheben,

dann müssen wir solidarisch an der Seite der Minderheiten stehen und sie schützen,

dann müssen wir aktiv handeln und nicht schweigend daneben stehen.

Refrain (unterlegt mit Tonspur “Hämmern”, dazu formten die Schüler*innen ein Standbild):

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Der 9.11.1938

Die Pogromnacht.

Heute sind wir hier, um uns zu erinnern,

dass wir aufpassen sollten.

Zusammen haben wir in Brakel Stolpersteine verlegt.

Drum lasst sie uns nicht nur sehen-

lasst sie uns verstehen.

Drum lasst ihr Glänzen eine Mahnung sein an die begangenen Verbrechen

Drum lasst sie uns Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben.

Drum schaut her und erinnert euch! 
Drum lasst uns handeln!

Denn so wie es gerade aussieht,

wird die Zukunft nicht von selbst glänzen.

Wichtige Probleme werden ignoriert.

Stattdessen: billiger Populismus, der Feindbilder erschafft, um der Bevölkerung scheinbare Lösungen vorzugaukeln.

Populismus geschieht auf Kosten der Demokratie.

Heute sind wir hier, um genau dem entgegenzuwirken.

Um zu zeigen, dass wir Hand in Hand gegen Antisemitismus und Hass zusammen stehen.

Deshalb:

Passt aufeinander auf!

Seid wachsam!

Denn Demokratie schützt nicht nur die Freiheit von Minderheiten-

sie schützt uns alle!

Refrain (unterlegt mit Tonspur “Hämmern”, dazu formten die Schüler*innen ein Standbild):

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Der Klang der Steine, das Hämmern mahnt uns …

Schüler*innen sprechen im Chor:

Deshalb beteiligt euch an der Demokratie,

werdet aktiv,

werdet laut:

Nie wieder – ist jetzt!

Ó Schülerinnen und Schüler der Q1:

Arwen Böker, Liv-Malin Lohnert, Lucie Bongard, Jan-Lukas Welslau, Antonia Sprenger

2025

Deshalb beteiligt euch an der Demokratie

werdet aktiv,

werdet laut:

Nie wieder – ist jetzt!

Deshalb beteiligt euch an der Demokratie

werdet aktiv,

werdet laut:

Nie wieder – ist jetzt!

Deshalb beteiligt euch an der Demokratie

werdet aktiv,

werdet laut:

Nie wieder – ist jetzt!

Fotos/ Berichterstattung: GEB / Frau C. Daldrup

Berichterstattung im Westfalen-Blatt am Mi., 12.11.2025 von Vera Gerstendorf-Welle